„Eine wertvolle Hilfe in schweren Zeiten“

Dr. Christine Alterhoff, Leiterin der Psychoonkologischen Ambulanz an der EOS Klinik, erläuterte unter der Moderation von WN-Redakteur Stefan Werding das Thema „Krebs und Psyche“. Foto: A. Große Wöstmann

Dr. Christine Alterhoff (EOS Klinik) referierte beim Alex Talk zum Thema Psychoonkologie:


Sie ist zweifelsohne die am meisten gefürchtete Erkrankung, denn ihr Fortgang oder auch ihre vollständige Heilung bleiben oft ungewiss und die Angst daher fast immer ein lebenslanger Begleiter: Die Diagnose Krebs wirft die meisten Menschen mächtig aus der Bahn und stellt die Betroffenen neben der körperliche Belastung auch in psychischer Hinsicht vor große Herausforderungen. Doch gerade für das Seelenleid von Krebspatienten können Psychoonkologen gezielte Hilfen geben:
„Die Psychoonkologie ist eine Teildisziplin der klinischen Psychologie, die sich mit den seelischen und sozialen Folgen einer Krebserkrankung befasst und wird leider immer noch von viel zu wenigen Betroffenen in Anspruch genommen“, betont Dr. Christine Alterhoff.
Beim jüngsten Alex Talk berichtete die Leiterin der psychoonkologischen Ambulanz der EOS  Klinik (Alexianer Münster) von den Möglichkeiten ihrer Unterstützung, die auch die Angehörigen der Patienten mit einbezieht.


„Meine Frau und ich haben während meiner Erkrankung die psychoonkologische Hilfe gemeinsam in Anspruch genommen und wir haben dadurch in dieser schweren Zeit eine sehr wertvolle Begleitung erfahren“, bemerkte einer der Anwesenden.
Ängste, depressive Phasen, Wesensveränderungen, Traumatisierung,  Aktionismus oder auch Egoismus – mit diesen und anderen Begleiterscheinungen während und nach der Erkrankung müssten eben auch die Angehörigen umgehen und somit betreffe die Erkrankung eigentlich immer auch den Partner und die Familie, ergänzte die Expertin und betonte: „Die Erkrankung kann letztlich den gesamten Menschen verändern“.
Auch die Frage nach dem „Warum“, nach der Schuld, dem Sinn oder andere spirituelle Fragen spielten im Laufe der Erkrankung fast immer eine Rolle. Manchmal wünschten sich Betroffenen zur Klärung dieser Fragen auch parallel eine seelsorgliche Begleitung: „Ein Wunsch, dem wir selbstverständlich gerne nachkommen“, unterstreicht die Expertin.  


Die zentrale und dominierende Herausforderung in psychotherapeutischer Hinsicht bliebe aber fast immer die Bewältigung der Ängste: „Dabei sind die Zukunftsängste wie zum Beispiel die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung oder die einer erkrankten Mutter hinsichtlich ihrer Kinder zunächst einmal völlig normal. Doch häufig entwickeln sich die Ängste dann überstark und könnten so die Lebensqualität dauerhaft erheblich beeinträchtigen“, erklärt Alterhoff. 
In diesen Fällen geben sie und ihre Kollegin Hilfestellungen, die eigenen Ängste zu regulieren und mit einer Art achtenden Haltung gegenüber der Angst umzugehen.


„Manchmal unterstützen wir die Patienten auch bei ihrer Neuausrichtung im Leben und versuchen gemeinsam mit ihnen, positive Gegengewichte zur Erkrankung zu  schaffen“, skizziert die Expertin. Der damit verbundene neue Blickwinkel oder auch die neue Wertschätzung seien auch oft der Ansatz, darüber eine Art Sinn der Erkrankung anzuerkennen. 
Doch wo finde ich als Betroffener psychoonkologische Hilfe? In zertifizierten Tumorzentren sind Psychoonkologen Teil des Behandlungsteams. Außerdem findet man sie auch in Rehakliniken oder über ambulante Angebote wie etwa bei Krebsberatungsstellen, bei geschulten niedergelassenen Psychotherapeuten oder eben auch an psychoonkologischen Ambulanzen.