Mit Liebe gemeinsam gegen die Demenz

Eines der fünf Paare, das auf der Parkbank seine persönliche Liebesgeschichte erzählte. Foto: Michael Hagedorn

Premiere des Theaterstücks Füreinander – Zueinander – ICH.

Damit hatte niemand gerechnet. Mehr als 120 Gäste nahmen im Zuschauerraum der Studiobühne am Münsteraner Domplatz Ende April Platz, als das Theaterstück Füreinander – Zueinander – ICH aufgeführt wurde. Das Besondere an der Inszenierung des Theatermachers Erpho Bell: Alle Akteure sind Mitglieder der Gruppe „Meine Demenz und wir – Jungerkrankte und ihre Partner“. Entsprechend groß war auch die Aufregung der 10 Akteure, die erstmalig vor einem so großen Publikum auf der Bühne standen.

„Das Theaterstück zeigt die einzelnen Liebesgeschichten der Paare.“, beschreibt Erpho Bell das anrührende Theaterstück, „Die Liebe ist die größte Kraft, die Menschen miteinander verbindet – über alle Grenzen hinweg!“

Zu Beginn traten alle Paare gemeinsam auf und setzen sich in die erste Reihe. Ein Engel mit einer roten Rose geleitete die Paare und Akteure nach und nach auf die Bühne. Eine freistehende Parkbank in der Mitte diente als Bühnenbild. Dicht beieinander, händchenhaltend, sich in die Augen schauend, erzählten sie ihre persönlichen Geschichten: Das erste Treffen, der Beginn ihrer Liebe, aber auch die Probleme mit dem Einsetzen der Demenz. Emotionale und berührende Dialoge, die in Erinnerung bleiben – authentisch, ehrlich und ungeschminkt. Auf eine Leinwand im Hintergrund projizierte Erpho Bell Fotos der Paare aus der Zeit ihres Kennenlernens. Zwischen den einzelnen Szenen gab es Musik- und Tanzeinlagen der Darsteller, die den Zuschauern Leichtigkeit und Freude am Leben vermittelten. Und diese stand im Fokus des Abends: Es sollte ein Fest der Liebe sein.

Mit dem Lied „Für Dich soll es rote Rosen regnen“ kamen am Ende des knapp einstündigen Theaterstücks alle auf die Bühne und auch die begeisterten Zuschauer folgten dieser Einladung nur zu gerne.

„Die Idee zu diesem Projekt hatten wir in einem Workshop im letzten Sommer.“, berichtete Stefanie Oberfeld, Leiterin des Gerontopsychiatrischen Zentrums im Clemens-Wallrath-Haus, die von der Offenheit und dem Mut der Akteure begeistert war. „Fünf Paare  aus der Gruppe mit einem an Demenz erkrankten Partner haben an der Aufführung mitgewirkt. Alle waren mit großer Freude bei den Proben seit Februar dabei.“, führte Ulrike Kruse, Clemens-Wallrath-Haus, weiter aus, die das Projekt begleitet hat, „Der liebevolle Umgang bei den Proben, die Zusammenführung der Geschichten durch den Regisseur waren eine ganz besondere Erfahrung für alle Beteiligten.“ Es soll in der zweiten Jahreshälfte weitere Aufführungen geben. Die Freude bei allen Beteiligten wäre in jedem Fall sehr groß.