Don Bosco meets Safewards - Sicherheit schaffen

Seit Anfang 2021 arbeiten wir in der Don Bosco Klinik im stationären Setting mit dem Safewards Konzept, seit 2023 wird es nun auch in der Tagesklinik eingeführt. Es handelt sich um einen Lösungsansatz, der das Auftreten von Konflikten und Gewalt auf den Stationen reduzieren soll. Gleichzeitig trägt es dazu bei, eine wertschätzende und harmonische Atmosphäre auf Augenhöhe zu schaffen, wodurch die Therapien unterstützt und die Resilienz gefördert wird. So gewährleisten wir eine einheitliche Haltung des multiprofessionellen Teams und sichern gleichzeitig den individuellen Umgang mit den Patient*innen.

Eine sichere und harmonische Atmosphäre auf den Stationen ist unabdingbar für eine erfolgreiche Behandlung der Patient*innen.

Stephanie Goschütz (Safewards-Stabstelle)

Das Safewards Modell, verfolgt das Ziel, Eskalation und Anspannung auf den Stationen zu verhindern und durch vorausschauende Konzeptionierung ein wertschätzendes, harmonisches Miteinander zu leben.

Von Safewards wurden in diesem Zusammenhang sechs "Ursprungsfaktoren" für die Entstehung von Konflikten als besonders zentral erachtet. Diese Aspekte gelten als potentielle Krisenherde, gehören zum Stationsalltag und müssen im Rahmen der Interventionen reflektiert werden.

Im Detail: Die Faktoren

Auf jeder Station treffen Patient*innen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern und Entwicklungsstadien aufeinander. Auch wenn sich jede und jeder auf die eigene Therapie fokussiert, wird der Alltag in der Klinik gemeinsam bewältigt, was mit Spannungen und Emotionen einhergeht. Die Gruppe bildet eine Art „Schicksalsgemeinschaft“.

Wie der Name schon sagt, geht es um Einflussfaktoren, die extern, also von außen in die Behandlung hineinwirken und als Stressoren die Wahrscheinlichkeit von Konflikten erhöhen. Denn trotz der stationären Unterbringung sind die Patient*innen in ihrem sozialen Umfeld verankert und der Kontakt zu Familie und Freunden bleibt bestehen. Probleme dieses Umfeldes bleiben ebenfalls bestehen und die Patient*innen sind sich der Rückkehr in ihr Lebensumfeld bewusst.

Die Patient*innen verbringen durch die Unterbringung einen Großteil ihres Aufenthaltes auf der Station. Die Ausstattung und Gestaltung der Räumlichkeiten spielen hier eine entscheidende Rolle zum Wohlfühlen und sich sicher fühlen und haben einen großen Einfluss auf die Entstehung von Konflikten.

Die Patient*innen bringen verschiedene Eigenschaften mit sich. Dazu gehören unterschiedliche Symptome, Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung und die grundsätzlich unterschiedlichen Biografien.

Für die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken gibt es zahlreiche Regeln und Gesetze. An diese sind die Mitarbeitenden gebunden und erhalten „Bestimmungsgewalt“ und Verantwortung gegenüber den Patient*innen.

Das multiprofessionelle Team verwaltet Regeln, ist Ansprechperson für die Patient*innen und geht auf jeweilige Bedürfnisse ein. Dabei kann sich das Team gegenseitig unterstützen und auf unterschiedliche Anliegen und vorhandene Regeln eingehen.

Die Arbeit nach dem Safewards Konzept sorgt für eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe und die Patient*innen werden mehr in die individuelle Gestaltung ihrer Behandlung miteinbezogen.

Christina Güldner (Safewards-Stabstelle)

Um auf die Ursprungsfaktoren präventiv einwirken zu können, wurden im Rahmen des Safewards Modells zehn Interventionen definiert. Die einzelnen Maßnahmen zielen auf die Haltung der Mitarbeitenden und die Zusammenarbeit mit den Patient*innen ab. Durch die Interventionen soll ein Orientierungsrahmen zum professionellen Handeln geschaffen werden, welcher weniger reglementierend und dafür mehr wertschätzend ist und die Transparenz erhöht. Wir orientieren uns hier an dem autoritativen Erziehungsstil. Eine ausgewogene Kommunikation auf Augenhöhe ist dabei die Basis des Erziehungsstils, mit Wertschätzung angemessene Forderung und Grenzen setzen. Zudem sollte ein Gleichgewicht zwischen Wärme und Kontrolle die Basis sein. Durch Erziehung kann demnach ein Rahmen zur gesunden Entwicklung geschaffen werden und therapeutische Arbeit ermöglicht werden.

Die 10 von Safewards entwickelten Interventionen dienen als komplexe Lösungsstrategien und berücksichtigen dabei alle 6 Ursprungsfaktoren.

Die Interventionen

Mit dieser Intervention soll der Beziehungsaufbau zwischen Mitarbeiter*innen und Patient*innen, sowie unter den Patient*innen erleichtert und gefördert werden. Gegenseitige Vertrautheit fördert den Aufbau einer Beziehung. Die Person wird gesehen und nicht die Erkrankung. Denn häufig führt das einseitige Wissen über die Erkrankung zu einem negativen Blick. Das gegenseitige Kennenlernen kann diesen defizitorientierten Blick ausgleichen. Dies geschieht durch den Austausch von gemeinsamen Themen, Gespräche über Interessen, zum Beispiel Lieblingsbücher, Lieblingsfilme oder Hobbies.

Eine Hoffnung fördernde Atmosphäre und ein Zuversicht ausstrahlendes Team sind die Ziele dieser Intervention. Durch das Sammeln und die offene Präsentation hoffnungsvoller, auf die Behandlung bezogener Botschaften entlassener Patient*innen, wird dies ermöglicht.

Diese Intervention dient der Bildung einer therapeutischen Gemeinschaft. Dies wird durch den manualisierten Ablauf und die Frequenz, in der die „Guk“ durchgeführt wird, möglich. Sowohl Patient*innen, als auch Mitarbeiter*innen können sich so gegenseitig unterstützen und eine füreinander hilfreiche temporäre „Schicksalsgemeinschaft“ bilden.

1. Danksagungsrunde
2. Nachrichtenrunde
3. Angebots-​ und Wünscherunde

Ziel dieser Intervention ist es, eine ausgewogene Kommunikation über Patienteninnen und Patienten unter Mitarbeiter*innen herzustellen. Durch „positive Kommunikation“ wird systematisch der Blick in der Übergabe auf positive Eigenschaften und Veränderungen gelenkt.

Beispiele: Eine positive Eigenschaft; nette Gesten; ein positives Vorkommnis während der Schicht; Abwehrmechanismen durchschauen, also negative Antworten mit psychologischem Verständnis begegnen.

Bei dieser Intervention geht es um die Regeln und Routinen der Station. Die implizierten und explizierten Regeln und Routinen der Station werden identifiziert, reflektiert und aktualisiert. Diese werden in der Folge meist reduziert, wodurch Freiräume resultieren. Somit fördert diese Intervention die Möglichkeit einer professionellen Beziehungsgestaltung, weil die Mitarbeiter*innen mit den Patient*innen in einen Kommunikationsprozess treten.

Die Intervention „Methoden zur Beruhigung“ stellt die Möglichkeit individueller Angebote zur Selbstregulierung von Anspannung und Stress dar. Zudem bietet diese Intervention eine Alternative zur Bedarfsmedikation dar. Es geht darum die persönlichen Bewältigungsmechanismen zu erkunden und proaktiv zu aktivieren.

Selbstkontrolle, Respekt und Mitgefühl in Wort und Tat möchte diese Intervention in die Praxis umsetzen. Dies dient dazu, auch in Krisen, eine offene und freundliche Haltung zu bewahren.

In dieser Intervention geht es um den Ton, der auf der Station herrscht und somit maßgeblich das Milieu prägt. Konkret beschreibt diese Intervention die Grundhaltung jeder Kommunikation - Respekt und Höflichkeit. Besonders bei der Ablehnung einer Bitte von Patient*innen, oder bei der Aufforderung mit etwas aufzuhören, sind Respekt und Verständnis in Wort und Tat unabdingbar.

Trotz aller Bemühungen werden immer wieder Konflikte auf der Station auftreten. Konflikthafte oder aggressive Vorfälle, aber auch z.B. ein Zimmerwechsel, oder als seltsam empfundene Mitpatient*innen können zu Angst, Stress oder auch Anspannung führen. Diese Intervention gibt wertvolle Hinweise, wie Mitarbeiter*innen gut sowohl für sich, als auch für die Patient*innen ein sicheres Umfeld wiederherstellen können.

Nach jedem potenziell angstauslösenden Ereignis auf der Station sollte mit jedem einzelnen Patienten geredet werden, entweder alleine oder in kleinen Gruppen. Zielsetzung ist, dass sich jeder Patient wieder beruhigt und sich sicher und geborgen fühlt.

Diese Intervention beschäftigt sich mit der Überbringung potenziell schlechter Nachrichten. Diese als solche zu identifizieren, sie so schonend wie möglich zu übermitteln und für die Patient*innen da zu sein, wenn diese Hilfe benötigen. Sich bewusst machen welche Ereignisse Ärger, Trauer oder Frustration bei Patient*innen auslösen können.

Eine Mitarbeiterin von St. Gabriel hat hierfür eine Checkliste angefertigt, die bei möglichen unerfreulichen Nachrichten als Leitfaden dient.

Weitere Beispiele


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