"Alkoholsucht – ein großes und oft stilles Problem…"

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Der Alexianer-Suchtexperte Dr. Matthias Schubring (l.) beantworte im Gespräch mit WN-Redakteur Stefan Werding (r.) die Fragen von Betroffenen und Angehörigen zum Thema Sucht.

, Einrichtungen Münster

Dr. Matthias Schubring zu Suchterkrankungen und ihre Auswirkungen auf Angehörige.

Die persönliche Not ist oft groß, die Auswirkungen auf Angehörige und soziales Umfeld sind vielfältig und der Ausweg ohne professionelle Hilfe fast nicht zu schaffen: „Suchterkrankungen ziehen sich quer durch unsere Gesellschaft, doch noch immer spielt sich hier sehr viel im Verborgenen ab, denn die Angst vor Stigmatisierung ist groß“, betont Dr. Matthias Schubring.

Vor diesem Hintergrund erwies sich das Live-Stream-Format beim jüngsten Alex Talk zum Thema Suchterkrankungen als eine wertvolle Brücke zwischen tatsächlicher Betroffenheit und öffentlicher Akzeptanz: Denn hierbei holten der Alexianer-Suchtexperte und WN-Redakteur Stefan Werding in ihrem Gespräch nahezu alle Facetten von Suchterkrankungen und deren Folgen für Angehörige auf die Bühne und damit auch ins weite Netz, während Betroffene und Angehörige zugleich anonym ihre persönlichen Fragen an den erfahrenen Mediziner richten konnten. „Gerade in der Coronazeit erlebten viele Angehörige eine sehr anstrengende Zeit, denn sie hatten kaum eine Ausweichmöglichkeit für die sich vorrangig im häuslichen Umfeld abspielende Suchtproblematik“, stellte der Leiter der St. Antonius Suchtklinik in Hörstel und auch ambulant tätige Facharzt vorab fest.

Oft seien es dann die sozialen Probleme wie etwa der Jobverlust oder die Belastung in der Partnerschaft ausschlaggebend für den Schritt zur Behandlung: „Erst wenn auch diese Säulen des Lebens wie Dominosteine umkippen, ist für viele die Einsicht zur ernsthaften Erkrankung da“, berichtet Schubring. Bei einem hohen Grad an Abhängigkeit und gravierender Entzugssymptome sei dann eher eine klinische Behandlung sinnvoll, während eine nur episodenhafte Sucht oder manchmal berufliche Gründe für eine ambulante Hilfe sprechen würden.

Aus seiner Sicht ist es unerlässlich, von Anfang an auch die Angehörigen mit ins Boot zu holen: „Die Aufarbeitung von festgefahrenen Konflikten, eine umfassende Aufklärung zur Erkrankung oder sich auch einfach nur mal in einem verstehenden Umfeld den Kummer von der Seele reden zu können sind erste hilfreiche Angebote, die wir den Angehörigen machen“.

Wie steht es um die Mitverantwortung oder gar Mitschuld von Eltern abhängiger Kinder? „Dies ist in der Tat ein schwieriges Spannungsfeld“, betonte der Experte auf eine Zuschauerfrage und riet: „Trotz etwaiger Gedanken über eine Mitverursachung etwa durch Scheidung ist es wichtig, stets klare Grenzen und Erwartungen zu kommunizieren. Und je älter die Kinder sind, desto deutlicher muss der Fokus auf deren Eigenverantwortung liegen.“ Auf der anderen Seite dürfe dies natürlich nicht zu einem Abriss der Kommunikation führen.

Anders könne dies zwischen Ehepartner sein: „Hier hilft manchmal nur der knallharte Weg der Trennung, in dem ich meinen Partner in Liebe fallen lasse, um ihn so zu einer Veränderung zu bewegen.“

Und was mache ich als Partner bei einem Rückfall? „Der ist zunächst einmal auch Teil der Erkrankung und Offenheit hier immer gut.“ Zudem sei es hilfreich, schon im Vorfeld etwaige Maßnahmen und Schritte bei Rückfällen zu vereinbaren, beantworte der Suchtmediziner diese und noch weitere Fragen der Zuschauer.