„Durch Früherkennung Lebensqualität erhalten“

Alex Talk 31.5.2022
Alexianer-Oberarzt Konrad Röhl (l.) erläuterte im Live-Talk mit WN-Redakteur Stefan Werding sehr umfassend das Krankheitsbild der Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis.

, Alexianer Münster GmbH

„Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst“, lautet ein aktueller Buchtitel, der nicht nur zu psychische Erkrankungen generell, sondern auch zu Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis sehr gut passt. „Man kann sogar sagen, es ist ein Teil der Psychose-Therapie zu lernen, die eigenen automatischen Gedanken und Zuschreibungen kritischer zu betrachten“, erläuterte Alexianer-Experte Konrad Röhl.

Beim ersten Alex-Talk in Präsenz stellte der Oberarzt der Alexianer-Fachklinik Maria Brunn im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding das Erkrankungsbild der Psychosen vor und beantwortete dazu viele Fragen der Gäste vor Ort wie auch von Zuschauern an den Bildschirmen.

Knapp einer von hundert Menschen in Deutschland erkrankt an einer schizophrenen Psychose, die meisten von ihnen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren.

„Es handelt sich dabei um eine Störung, die sich angefangen von Beruf bis sozialem Umfeld enorm stark einschränkend auf die eigene Lebensqualität auswirken kann und damit laut WHO auf Platz 5 der zu dauerhafter Behinderung führenden Erkrankungen liegt“, verdeutlichte der Oberarzt der Alexianer-Fachklinik Maria Brunn.

Umso größere Bedeutung komme der Früherkennung zu, denn je länger die Erkrankung unbehandelt bliebe, desto schwieriger werde die Behandlung und der Verlauf.

Die Ursachen der Erkrankung seien vielschichtig. Neben genetischen Voraussetzungen können etwa auch frühe Traumatisierungen wie schwere Verluste in der Kindheit oder auch Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen auslösende Faktoren sein. „Auch Drogenkonsum in der Jugend kann den Ausbruch einer solchen Erkrankung begünstigen“, skizzierte Röhl.

Eine bedeutsame Rolle komme der exakten Diagnose zu, denn die gestalte sich angesichts der vielschichtigen Symptome besonders zu Beginn nicht immer einfach. Zu den typischen Merkmalen gehörten insbesondere die Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen, also das subjektive Erleben der Betroffenen, welches der objektiven Realität eindeutig widerspreche.

Alexianer-Experte Konrad Röhl informierte beim Alex-Talk zum Thema Psychosen.

„Außerdem bestehen oft sogenannte Ich- Störungen“, bei der die so genannte Meinhaftigkeit, gestört sei, „also das normale Erleben des eigenen Selbst und der eigenen Gedanken mitsamt der eigenen Körperlichkeit und deren Abgrenzung zur Außenwelt“, erklärte der Experte und ergänzte: „So kann es passieren, dass Betroffene wahrnehmen, ihre Gedanken würden laut hörbar oder dass gar auch fremde Inhalte in ihren Kopf eingegeben werden“. Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und andere Denkstörungen, aber auch Stimmungsveränderungen, erhöhte Reizbarkeit, Ängste und insbesondere auch depressive Züge bis hin zur Suizidalität können begleitende Symptome sein.  

Insgesamt gebe es sehr viele verschiedene Formen und Verläufe, neben durchaus auch günstigen Verläufen blieben etwa ein Drittel der Erkrankten chronisch betroffen.

Die Behandlung basiere auf vielen Bausteinen und reiche von der medikamentösen Behandlung und Psychotherapie, über die Körper-, Ergo- und Sporttherapie bis hin zur Schulung zur eigenen Erkrankung. Auch dem Umgang mit dem oft sehr hartnäckigen Stimmenhören könne man sich in der Behandlung zuwenden.

Gerade weil der Früherkennung eine so wichtige Bedeutung zukomme, ließ Röhl nicht unbemerkt, dass viele Betroffene leider sehr lange auf ihre exakte Diagnose warten müssten: „Hier vergehen bis zur ersten korrekten Diagnosestellung bei vielen Betroffenen mitunter leidvolle Jahre“.  Die Betroffenen zögerten häufig sich Hilfe zu suchen und die ambulante fachärztliche Versorgung sei oft überlaufen. Darum empfahl der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie: „Vertrauen Sie sich Angehörigen und ihrem Hausarzt an, denn dort gibt es heute schon viel Fachwissen über psychische Erkrankungen!“

Stream zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster/unternehmen/presse-und-aktuelles/mediathek