Fachklinik St. Antonius erneut als selbsthilfefreundlich zertifiziert

Selbsthilfe Hörstel Antonius

, St. Antonius Krankenhaus, Hörstel

Nach der Klinik „trocken“ bleiben – durch Selbsthilfe

Wer den eigenen problematischen Umgang mit Alkohol und Drogen erkennt und sich professionelle medizinische Hilfe holt, hat ein hohe Hürde genommen. Noch größer ist die Herausforderung allerdings, auch im Alltag nach dem Entzug „trocken“ zu bleiben. Hier können Selbsthilfegruppen entscheidende Wegbegleiter sein. Das Angebot der St. Antonius Fachklinik in Hörstel ist nun erneut vom Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen zertifiziert worden.

„Seit mehr als 50 Jahren arbeiten wir in unserer Fachklinik bereits mit Selbsthilfegruppen zusammen“, berichtet Hildegard Keiser, Sozialarbeiterin und Selbsthilfebeauftragte des Alexianer-Krankenhauses in Hörstel, „derzeit bieten 17 verschiedene Anbieter hier eine Handreichung für die Zeit nach der Klinik“. Denn: Suchtkrank bleibt man ein Leben lang, davon berichten die Besucher, allesamt Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Selbsthilfe-Anbieter, aus eigener Erfahrung. „In der Klinik läuft es oft sehr gut, man ist in einem geschützten Raum. Aber wenn man wieder in den Alltag zurückkehrt, steht man vor den alten Herausforderungen“. Zustimmendes Nicken bei allen Gästen der Feierstunde bestätigte die Erlebnisse des Vorsitzenden einer Selbsthilfegruppe aus der Region.

Die Fachklinik Hörstel arbeitet mit dem „Hörsteler Modell“, einem Angebot, das sich über sechs Wochen erstreckt. In dieser Zeit bleiben die Patienten in festen Gruppen zusammen und stellen sich gemeinsam ihrer Erkrankung. Ab der vierten Woche ist ein mindestens einmaliger Besuch eines Selbsthilfeangebots Pflicht. Dabei können die Patienten dann Kontakt knüpfen zu einem Anbieter nach Wahl, jede Selbsthilfegruppe hat andere Schwerpunkte in der Zusammenarbeit. Ob die Selbsthilfe auch nach dem Klinikaufenthalt weiter genutzt wird, hat der Patient dann selbst in der Hand.

In einem bereits vor fünf Jahren gegründeten Qualitätszirkel für die Zertifizierung haben mitgearbeitet: Netzwerk Selbsthilfe und Ehrenamt für den Kreis Steinfurt, Sucht Ade, Blaues Kreuz Hagedorn, Zufrieden Abstinent, Kreuzbund Ibbenbüren und Ohne Suchtmittel gemeinsam stark Metelen.  Nach drei Jahren wurde jetzt erneut eine Zertifizierung erreicht. Ines Krahn, Mitarbeiterin des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit aus Berlin, hatte das Zertifikat im Gepäck und damit auch den Nachweis über die die acht Qualitätskriterien, denen sich die St. Antonius Klinik stellen musste: „Gerade während der Corona-Zeit war es eine besondere Herausforderung die Gruppen aufrecht zu erhalten. Das ist zum Glück gelungen“. Klinik-Geschäftsführer Günter Engels freute sich zudem, dass die Selbsthilfe mehr und mehr in politische Debatten Eingang findet.