Mit Empathie und Respekt in Verbindung bleiben

AlexTalk Begleitung bei Demenz am Lebensende
Die Alexianer-Expertin Dr. Birgit Leonhard von der Gerontopsychiatrischen Beratung im Clemens-Wallrath-Haus gab den zahlreichen Gästen im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding wertvolle Anregungen für die Kommunikation bei Demenz.

, Alexianer Münster GmbH

Dr. Birgit Leonhard gab Pflegenden Tipps zur „Begleitung bei Demenz am Lebensende“.

Auch wenn die Worte immer mehr schwinden, gibt es doch viele andere Möglichkeiten mit seinem an Demenz erkrankten Angehörigen in enger Verbindung zu bleiben. Wie und vor allem mit welcher Haltung dies gut gelingen kann, erfuhren die Zuschauer*innen beim letzten AlexTalk, der die Kommunikation bei fortgeschrittener Demenz in den Mittelpunkt stellte.

„Werden Sie zum empathischen Zuhörenden für die Gefühle und Bedürfnisse Ihres Familienmitglieds“, ermunterte Dr. Birgit Leonhard die Anwesenden, die auch mit zahlreichen persönlichen Fragen in die Alexianer-Waschküche gekommen waren.

Seit vielen Jahren steht die Theologin und Pflegefachkraft in der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle der Alexianer Angehörigen und Betroffenen rund um die Herausforderungen von Demenz und anderen psychischen Erkrankungen im Alter mit Rat und Tat zur Seite. 

„Wir sprechen heute über eine sehr verletzliche Gruppe, über die stillen Menschen, die oft in unserem System vergessen werden“, bemerkte Leonhard vorab, warum ihr das Wissen um die nonverbalen Möglichkeiten der Verständigung so am Herzen liege.

Speziell für die Kommunikation bei fortgeschrittener Demenz hatte sie als ausgebildete Lehrerin für Validation nach Naomi Feil viele wertvolle Anregungen für den Pflegealltag mitgebracht. Dabei sei vollkommen klar, dass der oder die Pflegende immer auch auf die eigenen Kraftquellen sowie auf Freiräume für sich selbst achten müsse und natürlich auch jede Erkrankung ihre ganz eigenen Besonderheiten mit sich bringe. „Dennoch können Sie auf der Gefühlsebene meistens noch lange in Verbindung bleiben, denn das Bedürfnis nach Nähe und menschlichem Kontakt besteht bis zum Lebensende als menschliches Grundbedürfnis fort“. Berührungen, Umarmungen, Singen, Tanzen, Spaziergänge oder auch das gemeinsame Anschauen von Fotos – all das gewinne im Zuge der zunehmenden „Sprachlosigkeit“ an Bedeutung.

„Verabschieden Sie sich möglichst von der Orientierung an der Sachebene und den objektiven Fakten. Versuchen Sie eher zu erspüren, welches Bedürfnis hinter dem für Sie oft unverständlich erscheinenden Verhalten stecken könnte“, empfahl Leonhard. Statt zum Beispiel auf die sich immer wiederholende Frage der Mutter an die Tochter „Wann kommt Papa denn nach Hause?“ mit der harten Information über seinen Tod zu antworten, könne man auch direkt auf das dahinterliegende Gefühl eingehen mit den Worten: „Du vermisst Papa sehr, nicht wahr?“.

Auch beim Thema Tod und Sterben sei der Perspektivwechsel immer ein guter Ratgeber: „Die meisten Menschen möchten in Frieden gehen. Schuld, Verletzungen aus frühen Tagen, Wut oder Angst können ihr Innerstes in der letzten Phase daher noch einmal kräftig aufwühlen und auf die Angehörigen irritierend wirken. Doch verzichten Sie möglichst auf vorschnellen Trost oder auf Ablenkung, sondern versuchen Sie auch diese Gefühle mit Ihrem Angehörigen auszuhalten“. 

Wieviel Nähe auf der nonverbalen Ebene sich trotz stark fortgeschrittener Demenz herstellen lässt, zeigte die Alexianer-Expertin eindrucksvoll in einem Filmausschnitt. In diesem tritt ihre Ausbilderin und Validation-Begründerin Naomi Feil mit einer 88-jährigen desorientierten Frau in Kontakt: Trotz der Sprachlosigkeit der alten Dame findet hier eine tiefe menschliche Begegnung statt, sodass sie am Ende sogar mitsingt und ein lebendiger Austausch mit Blickkontakt stattfindet. 

Natürlich erreiche man seinen Angehörigen nicht immer so gut wie in diesem Filmbeispiel. „Doch vertrauen Sie ruhig auch auf Ihre Intuition, und wenn Sie sich dem Menschen in einer Haltung von Respekt und Wertschätzung öffnen, kann am Ende des Lebens nochmals eine besondere Vertrautheit entstehen“, machte Leonhard den Anwesenden Mut, sich auf diese Menschen und ihre Situation einzulassen. 

Zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek