Das Betreute Wohnen für Gastfamilien bringt Menschen zusammen.
Zugegeben, das ist keine einfache Aufgabe, der sich die Mitarbeiter des Bewo-F, dem Betreuten Wohnen in Gastfamilien der Alexianer in Münster, stellen: Sie bringen Menschen zusammen. Menschen, die psychisch oder geistig beeinträchtigt sind, und Menschen, die Platz in ihrer Familie haben. Stimmen auf beiden Seiten die Vorstellungen überein, kann aus Fremden eine enge Gemeinschaft werden, die weit mehr als nur ein Mietverhältnis ist.
Das Zusammenleben kann für den Gast, aber auch für die Gastfamilie ein Gewinn sein: Stabilität, Vertrauen und Sicherheit erfahren, in Gesellschaft sein, ein offenes Ohr finden sind Dinge, die beeinträchtigten Menschen manchmal verwehrt werden. Das kann das Frühstück, ein Spiel am Abend oder auch ein gemeinsamer Ausflug sein. Für die Gastfamilien bedeutet der Neueinzug eine spannende Aufgabe, eine Ergänzung des bisherigen Lebens und eine Betreuungssituation, die zudem von Kostenträgern vergütet wird.
„Bevor ein Klient oder eine Klientin bei einer Familie einzieht, gucken wir intensiv gemeinsam, ob alles passt. Zudem wird erstmal Probe gewohnt“, erklärt Christin Moss, die gemeinsam mit ihren Kollegen Ben Guddorf und Anika Ludwig Gastfamilien und Klienten betreut. Derzeit machen elf Familien beim Bewo-F mit, zwölf Klienten leben in den Familien. „Die Erfahrungen sind sehr gut“, berichtet Moss, „das liegt zum einen daran, dass aus bestehenden Pflegefamiliensystemen nach Volljährigkeit des beeinträchtigten Pflegekindes eine Gastfamilie wird. Die Beteiligten kennen sich also alle schon“. Das zweite Modell, das künftig weiter ausgebaut werden soll, ist, dass sich ganz neue Familien finden. Dann begegnen sich wirklich fremde Leute.
„Die Erwartungen müssen zueinander passen“, ergänzt Ben Guddorf, es nütze nichts, wenn ein Klient, der gerne in der Stadt lebt, in einer ländlichen Region in eine Familie integriert werden soll. Ebenso wenig passen Personen zusammen, die eigentlich keinen Kontakt zueinander wollen: „Die Gastfamilie übernimmt Verantwortung für den Klienten und betreut ihn“. So gibt es neben einer Vergütung dafür auch Miete, Urlaubsgeld sowie 28 betreuungsfreie Tage im Jahr.
Christin Moss betont: „Wir lassen uns viel Zeit beim Kennenlernen. Wenn alles in der Theorie stimmt, geht es mit dem Probewohnen in die Praxis“. Es ist in jeder Phase des Zusammenlebens möglich, „Nein“ zu sagen. Auch sind keine pflegerischen Tätigkeiten erforderlich, sondern einfach das Gefühl des Zusammenseins zählt. Das Alexianer Bewo-F-Team ist zudem jederzeit erreichbar und begleitet beide Parteien über Jahre hinweg. Wichtig ist, dass der Begriff „Familie“ nicht klassisch besetzt ist. Auch Einzelpersonen, junge oder ältere Menschen können eine Familie sein. Und: Es ist keine pädagogische Vorkenntnis erforderlich. „Jeder, der Interesse hat, jemanden bei sich aufzunehmen und ihm ein Heim zu geben, kann sich gerne melden!“ appelliert das Team.