"Dem Leben zwischen den Extremen wieder Struktur geben"

Anlässlich des 50. Alex Talks im „1648“ bedankten sich Alexianer-Regionalgeschäftsführer Stephan Dransfeld (l.) und Anja Große Wöstmann (Unternehmenskommunikation) insbesondere beim WN-Redakteur und Moderator Stefan Werding (2.v.l.) und Oberarzt Konrad Röhl (2.v.r.), der als Vertreter der ärztlichen Experten an diesem Abend die manischen Depressionen erläuterte.

, Alexianer Münster GmbH

Großes Interesse beim 50. Alex Talk im „1648“ zum Thema manische Depressionen:

Themen zur seelischen Gesundheit verständlich von Experten vorstellen und darüber mit den Zuhörern in den Dialog treten – dies war vor knapp sieben Jahren das erklärte Ziel einer Kooperation der Westfälischen Nachrichten und der Alexianer in Münster. „Und das war zweifelsohne eine gute Idee und die Geburtsstunde des Alex Talks“, resümierte Stephan Dransfeld nun anlässlich der 50.Veranstaltung. Der Regionalgeschäftsführer der Alexianer Münster nahm den Jubiläumsvortrag zum Anlass, sich bei allen Beteiligten der Veranstaltungsreihe herzlich zu bedanken, allen voran bei WN-Redakteur Stefan Werding als Moderator der Talks.

Neben der Information und Aufklärung über psychische Erkrankungen erzielt die Alex-Talk-Reihe noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Die Einnahmen der Eintrittsgelder fließen regelmäßig in die WN-Spendenprojekte; die bisherigen Alex-Talks erzielten somit immerhin knapp 15.000 Euro an Spenden für den guten Zweck.  

Der erneut große Andrang von über 120 Gästen, diesmal hoch über den Dächern von Münster im „1648“, unterstrich einmal mehr das ungebremst große Interesse an den Themen zur psychischen Gesundheit. Dabei hatte Konrad Röhl, Oberarzt in der Alexianer-Klinik Maria Brunn, mit seinem Vortrag über die manischen Depressionen an diesem Abend eine offenbar auch für die Behandler sehr anspruchsvolle Erkrankung vorgestellt.  „Mit bipolaren Störungen zu leben ist sowohl für die Betroffenen wie auch deren Angehörigen meistens eine sehr anstrengende Sache“, stellte er seinen Ausführungen voran. Übermäßiger Tatendrang, Konsum, begleitend von einer euphorischen Stimmung, Extrovertiertheit, gesteigertem Selbstwert bis hin zum Größenwahn – diese und ähnliche Symptome kennzeichneten die Phase der Manie, welche die Betroffenen oft über Wochen und manchmal sogar länger erlebten. „Nach dieser Hochphase folgt dann oft aus heiterem Himmel der krasse Fall in den Abgrund“, spiegelte Röhl die Schilderung eines seiner Patienten wieder. Damit sei das Abstürzen in eine tiefe depressive Phase gemeint: Innere Leere, Antriebsverlust bis hin zur Suizidalität seien typisch für die dunkle Seite der Erkrankung. „Meistens verspüren die Erkrankten oft auch starke Schuldgefühle für die Dinge, die sie in ihrer manischen Phase getan haben, vor allem gegenüber ihren Angehörigen,“, erläuterte der Experte. Darunter finde sich allerdings nicht immer nur „schämenswertes Verhalten“, sondern manchmal stecke eben auch eine überaus positive Schaffenskraft in der Manie. So würden sich unter der langen Liste „berühmter“ manisch-depressiver Menschen etwa auch bekannte Namen wie Mozart, Goethe, Alexander der Große, Robin Williams und viele andere namhafte Künstler finden.   

In der Behandlung spielten neben der Akuttherapie und Stabilisierung insbesondere die Beziehungsarbeit und die Angehörigen eine bedeutsame Rolle: „Frühwarnsysteme aufbauen, Struktur und Stabilität in Arbeit, Beziehungen und Alltag zurückgewinnen oder kurzum seinen eigenen Rhythmus im Leben wiederfinden und dauerhaft halten lauten die vorrangigen Ziele in der Therapie“, erklärte Röhl und unterstrich: „Holen Sie sich oder ihren Angehörigen so früh wie möglich kompetente Hilfe, denn umso besser ist die Erkrankung zu behandeln!"