Den „Fehlalarm“ verstehen

AlexTalk Panistörungen
Oberarzt Konrad Röhl (l.) von der Alexianer-Fachklinik Maria Brunn erklärte beim AlexTalk im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding (r.) die Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten von Panikstörungen und gab viele hilfreiche Tipps.

, Alexianer Münster GmbH

Alexianer-Oberarzt Konrad Röhl erläuterte beim AlexTalk die Entstehung und Behandlung von Panikstörungen:

„Wir müssen den Fehlalarm in unserem Körper verstehen und lernen, ihn nicht mehr als Gefahr zu deuten“, erklärte Konrad Röhl. Massiv erlebte körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindel, eine fehlerhafte Bewertung als lebensbedrohlich und eine daraus resultierende und zumeist dauerhafte Vermeidung der vermeintlich auslösenden Situationen – bei Menschen mit Panikstörungen hat sich oftmals ein fataler Teufelskreis verfestigt, aus dem sie alleine nicht mehr herausfinden.  

Beim jüngsten AlexTalk erläuterte Konrad Röhl, Oberarzt der Alexianer Fachklinik Maria Brunn, die Ursachen, Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten von Panikstörungen und signalisierte deutlich: „Es gibt Wege aus der Sackgasse!“ Im Kern gehe es in der Therapie darum, den inneren Teufelskreis zu verstehen, sich aktiv der Angst auszusetzen, um dann am Ende zu erfahren: „Die Angst vergeht von alleine wieder, wenn ich das verstanden habe und die notwendige Erfahrung zulasse!“. So würden in der Therapie etwa gezielt auch die zunächst angstauslösenden körperlichen Symptome provoziert. Patient*innen in der Klinik müssten beispielsweise die Treppe rauf und runter laufen, sich in einem Drehstuhl kräftig drehen oder durch einen Strohhalm atmen, um eben das rasende Herz, den Schwindel oder die Atemnot einmal ganz bewusst zu spüren, aber eben genauso auch deren anschließendes eigenständiges Verschwinden.

„Diese und andere Übungen entzaubern eingebettet in das Therapieprogramm sehr wirkungsvoll die einzelnen angstbesetzen Phänomene“, verdeutlichte der Alexianer-Experte.

Bei der Behandlung sei damit die gezielte Psychotherapie das erste Mittel der Wahl. „Denn es geht letztlich darum, aus eigenen Kräften und selbstwirksam die Panikstörungen zu bewältigen“, erläutert Röhl und ergänzt: „Die Einnahme von Beruhigungsmitteln verhindere dann mitunter das Erleben von Selbstwirksamkeit im Umgang mit der eigenen Panik“. Hingegen könnten Antidepressiva, insbesondere bei tatsächlich häufig parallel vorliegender Depression, durchaus wichtig und hilfreich sein.

Vielschichtig seien oftmals die Gründe, warum immerhin 2 von 100 Menschen an einer Panikstörung erkranken. Neben der erblich bedingten Veranlagung führe oft das Zusammenspiel von individueller Vulnerabilität sowie Erziehung und Erfahrungen im Umgang mit Angstsituationen zur Erkrankung. So könnten häufige Erfahrungen der Hilflosigkeit in gefährlichen Situationen bis hin zu Traumata natürlich die Anfälligkeit für Panikstörungen erhöhen. „Meistens ist es aber auch ein Mix aus vielerlei Belastungen, Erfahrungen und aktuellem Stress, der das berühmte Fass zum Überlaufen bringt und die Erkrankung auslöst“, bemerkt Röhl. Bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen liege eine weitere psychische Erkrankung vor. Allen voran litten davon die meisten zugleich an Depressionen, aber auch Sucht- oder Zwangserkrankungen träten oft parallel auf.

Wie bei vielen anderen Erkrankungen sei die Suche nach geeigneter ambulanter Psychotherapie oft mühsam und mit langen Wartezeiten verbunden. Röhl machte in diesem Zusammenhang auf die digitalen Gesundheits-Anwendungen (DIGA) aufmerksam. Diese könnten begleitend sehr hilfreich sein und vom Behandler verschrieben werden.

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