„Mit gezielter Begleitung den Druck rausnehmen“

Im Gespräch mit WN-Redakteur Stefan Werding konnten (v.l.) Oberärztin Dr. Sylvia Boschin (Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie), Lerntherapeutin Caroline Böcker (Lerntherapie Lokal – Centrum für Teilleistungsstörungen Lüdinghausen) und Merete Klipstein (Don Bosco Klinik) viele Zuschauerfragen zum Thema Lernstörungen beantworten

, Alexianer Münster GmbH

Alexianer-Expertinnen und Lerntherapeutin zeigten Hilfen für Kinder mit Lernstörungen auf.

Eines wurde beim AlexTalk zum Thema Lernstörungen schnell deutlich:Kinder mit Lernstörungen leisten mitunter einen wahren Marathon, um in der Schule beim Lesen, Schreiben und Rechnen mitzuhalten. Umso wichtiger sei es, dass sie mit ihrem Problem nicht allein gelassen werden, sondern frühzeitig und gezielt Förderung erfahren: „Denn dann lernt ein Kind schnell, mit seinem Defizit  pragmatisch umzugehen und dies auch isoliert von seinen sonstigen Fähigkeiten und Stärken zu betrachten“, erklärte Dr. Sylvia Boschin.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin Merete Klipstein (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin) und der Lerntherapeutin Caroline Böcker gab die Oberärztin der Alexianer Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie viele wertvolle Tipps, wie Eltern und Lehrende Kinder mit Lernstörungen optimal unterstützen können.

Eine lerntherapeutische Begleitung sei schon deshalb sinnvoll, damit die Kinder keine Vermeidungsmuster entwickeln, sondern ihr positives Selbstbild behalten oder auch wieder neu entdecken. Blieben Lernstörungen hingegen unerkannt, können sie das Kind psychisch stark belasten: „Das Kind fühlt sich minderwertig, leidet unter mangelnder Akzeptanz, verliert die Motivation oder verweigert im schlimmsten Fall sogar ganz die Schule“, skizzierte Boschin.

Nachteilsausgleich möglich

Dabei zähle die Lese-Rechtschreibstörung schon seit 2023 als anerkannte Behinderung, auf die seitens der Schule entsprechend, in Form des so genannten Nachteilsausgleichs, im Unterricht Rücksicht genommen werden müsse. „In welcher Form entscheiden die Schulen individuell und je nach Einzelfall“, bemerkte Lerntherapeutin Caroline Böcker.

Das Ausklammern der Rechtschreib-Leistung bei der Notengebung, das Vorlesen, vergrößerte Zeilenabstände bei Aufgabentexten, das Nutzen digitaler Medien oder auch die Verlängerung der Aufgabenzeit nannte sie als Beispiele, wie ein solcher Ausgleich konkret aussehen kann.

In ihrer Praxis „Lerntherapie Lokal“ – Centrum für Teilleistungsschwächen in Lüdinghausen, aber auch bei regelmäßigen Besuchen in Kliniken wie zum Beispiel in der Don Bosco Klinik, begleitet sie Kinder mit unterschiedlichsten Lernstörungen.

„Das Erlernen des Schreibens ist wie eine Wanderung auf einen hohen Berg“, habe ihr mal ein Kind erklärt und so sei der so genannte „Rechtsschreib-Berg“ sehr beispielhaft für ein sehr kleinschrittiges Förderprogramm zum Erlernen des Schreibens. Neben der Förderung in den schulischen Bereichen gehe es aber in der Lerntherapie auch immer um die Stärkung des Kindes selbst.

Extern Hilfe wichtig

Wie wichtig es sei, sich bei einer diagnostizierten Lernstörung externe Hilfe zu holen, verdeutlichte Klipstein: „Die Störungen können ein großer Stressor für die gesamte Familie sein und auch das Verhältnis zum Kind stark belasten“. Dass die LRS manchmal sehr lange unbemerkt bliebe, läge auch daran, dass Kinder ihre Störung mitunter sehr lange mit selbst erlernten Taktiken verbergen könnten.

„Doch bei allem Fokus auf die mit einer Lernstörungen verbundenen Probleme dürfen wir nicht den gesamtheitlichen Blick auf die Person verlieren“, betonte Boschin abschließend. So verfügten Menschen mit Lernstörungen oft auch viel Kreativität, Pragmatismus, Risikobereitschaft und seien auch häufig gute Teamplayer und die schulische Laufbahn eben auch nur eine Station im gesamten Leben.

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