Mit hilfreichen Strategien das Gefühlschaos bewältigen

AlexTalk Borderline
Die beiden Alexianer-Expertinnen Julia Brokamp (r.) und Kristin Wiesmann (l.) gaben Betroffenen und ihren Angehörigen im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding zahlreiche Tipps zum Umgang mit der Borderline-Erkrankung.

, Alexianer Münster GmbH

Alexianer-Expertinnen Julia Brokamp und Kristin Wiesmann gaben Tipps zur Borderline-Erkrankung:

Keine Frage, das Zusammenleben mit einem Borderline-Erkrankten in der Familie oder Partnerschaft kann in vielfältiger Hinsicht anstrengend sein. „Borderliner sind im Prinzip auf der Suche nach intensiver zwischenmenschlicher Nähe, tun aber objektiv vieles dafür, dass genau dies nicht gut oder nur schwer nicht gelingen kann“, skizzierte Julia Brokamp eine von vielen Herausforderungen im Alltag mit den Erkrankten.

Beim hybriden Alex-Talk stellte die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin der Alexianer Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie umfassend das Krankheitsbild der emotionalen Instabilität im Jugendalter vor. Und dabei ging es ihr und ihrer Co-Referentin Kristin Wiesmann nicht nur um das Verstehen der Erkrankung, sondern genauso um einen gelingenden Umgang im täglichen Miteinander zwischen Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld.

So gaben die beiden Alexianer-Expertinnen, die auf der Station Gabriel der Don Bosco Klinik erkrankte Jugendliche im Therapiealltag begleiten, den Zuschauern und Gästen viele wertvolle Tipps mit an die Hand.

Ein sehr ausgeprägtes impulsives Verhalten, die Identitätsstörung, eine hohe Reizbarkeit, unkontrollierte Gefühlsausbrüche und auch das selbstschädigende Verhalten sind wohl die bekanntesten Symptome, die man mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung verbindet. 1,4 bis 3,2 Prozent der Heranwachsenden sind hierzulande von der Erkrankung betroffen. „Doch immerhin suchen sich 80 Prozent von ihnen psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe“, wies Brokamp auf eine vergleichsweise sehr hohe Rate an professioneller Hilfe hin.

„Und das ist sehr gut, denn durch eine Früherkennung schon in jüngeren Jahren könne man eine Chronifizierung erfolgreich abwenden“.

Borderline-Erkrankte seien oft hochsensible und stark auf das Gegenüber fokussierte Menschen, die sich meistens verzweifelt bemühten, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern. Dies gehe oft einher mit einem sehr fragilen Selbstbild.

„Häufig verspüren Borderliner auch ein chronisches Gefühl innerer Leere“, erläutert die Jugendexpertin. Gegen dieses, aber auch zum Aushalten ihrer inneren emotionalen Spannungen suchten sie quasi als Ventil häufig die Selbstschädigung. Brokamp: „Auf diese Weise vermeiden sie es, sich mit ihren unangenehmen Gefühlen auseinanderzusetzen.“

Im Klinikalltag lernen die jungen Patienten durch die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) dann Schritt für Schritt, ihre inneren Spannungen und Gefühle wahrzunehmen und alternative Strategien zum Umgang mit ihnen zu wählen.

Anhand einer so genannten „Skills-Box“ stellte die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Kristin Wiesmann angefangen von scharfen oder sauren Bonbons, über Igelball, Musik bis hin zu Sportübungen eine ganze Reihe von Gegenständen und Handlungsoptionen vor, die Patienten in akuten Situationen helfen können, ihre Gefühlszustände mit hilfreichen Tricks und Alternativen zu regulieren.

„Im Idealfall gelingt es den Jugendlichen dann langfristig, ihre aufkommenden Anspannungen zu verstehen und erfolgreich ohne Selbstschädigungen zu bewältigen“, skizzierte Brokamp abschließend eine gute Erfolgsrate der Therapie.