Unerklärliche Gefühle ins Wort bringen

Burnout und Depressionen bei Jugendlichen
Blickten gemeinsam aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Burnout und die hochfunktionale Depression im Jugendalter: (v.l.) Die leitenden Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen Britta Kollecker und Clara Marchand, WN-Moderator Stefan Werding, Schulseelsorger Stefan Orth und Dr. Christoper Kirchhoff (Chefarzt Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie).

, Alexianer Münster GmbH

WN und Alexianer Münster informierten zum Thema „Burnout und Depressionen bei Jugendlichen“:

Eines wurde beim jüngsten AlexTalk sehr schnell deutlich: Eine hochfunktionale Depression bei Kindern oder Jugendlichen zu erkennen, ist keine leichte Aufgabe.

„Manchmal gleicht es einer wahren Detektivarbeit, die auch viel Geduld erfordert“, beschrieb die leitende Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Clara Marchand die Arbeit in ihrem Stationsalltag mit betroffenen Jugendlichen. 

Unter dem Titel „Überfordert, ausgebrannt, lost“ blickten Marchand, ihre Kollegin Britta Kollecker, Don-Bosco-Klinikchef Dr. Christopher Kirchhoff sowie Schulseelsorger Stephan Orth im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding aus unterschiedlichen Perspektiven auf diese besondere Form von Depression. 

In erster Linie ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst und damit verbunden auch die fehlende Akzeptanzbereitschaft, überhaupt erkrankt und hilfebedürftig zu sein, sei kennzeichnend für diese versteckte Depression.

„Schule ist für viele Kinder und Jugendliche eben auch harte Arbeit und der Erfolgsdruck oft hoch“, beschrieb Kirchhoff das grundsätzliche Phänomen, dass auch Jugendliche dann einfach ausbrennen können. Der Beginn der Depression manifestiere sich in Rückzugsverhalten, Einengung der Interessen, aber auch vielfach körperlich, etwa durch Ein- und Durchschlafstörungen.

„Die äußere Person und ihr Inneres klaffen dann immer mehr auseinander, bis das Innere plötzlich komplett ausbricht und es zu einem Kollaps kommt“, so Kirchhoff.

Als Schulseelsorger am Kardinal-von Galen-Gymnasium beschrieb auch Orth, dass es bei manchen Schüler*innen nicht immer einfach sei, hinter die äußerlich oft perfekte Fassade zu blicken: „Auch ich erlebe schon bei vielen eine krasse Leistungsbereitschaft und große Belastung, insbesondere nun wieder in den Abiturprüfungen, in denen der gute Abschluss ja doch oft auch wegweisend ist“.

Doch im Gegensatz zum Lehrpersonal könne er neutrale Räume eröffnen und ein wertfreier Zuhörer sein.

Eine absolute Erschöpfung, innere Leere, Entfremdung, Mut- und Hoffnungslosigkeit oder auch Zukunftsängste seien oft die Gefühle, die für die Kinder schwer greifbar seien: „Du hast doch alles, aber warum funktioniert dein Leben nicht?“ stehe für die Betroffenen oft als Frage in Raum, skizzierte Kollecker. Viele Jugendliche gerieten in eine große Identitätskrise, wenn ihr wichtigste Säule, nämlich stets gute Leistungen zu bringen, auf einmal wegbreche. 

Eine exakte Diagnose, die Akzeptanz der Erkrankung, der Blick auf die individuellen Auslöser und schließlich Therapieansätze auf vielfältigen Ebenen seien die klinischen Bausteine in der Behandlung. 

Trotz ihrer ganz unterschiedlichen Formen von Hilfen sahen die Klinik-Expert*innen und Seelsorger Orth viele Schnittmengen ihrer Tätigkeit. „Ich kann keine Therapie anbieten, aber ich kann auf den oftmals langen Weg dorthin begleiten, Hilfen vermitteln und für die Jugendlichen da sein“, betonte Orth abschließend. Stream zum Talk unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek