Dr. Christopher Kirchhoff und Kolleg*innen erläuterten beim Alex-Talk das Thema Vertrauen:
„Im Prinzip investieren wir im gesamten Team einen großen Teil unserer Arbeit in die Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre, denn erst dann kann die eigentliche Therapie gelingen“. Deutlich unterstrich Dr. Christopher Kirchhoff, Chefarzt der Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, beim jüngsten Alex-Talk die zentrale Bedeutung von Vertrauen in der Therapie wie auch generell in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
„In der Kinder- und Jugendpsychiatrie spielt die Schaffung von Vertrauen eine noch viel größere Rolle als anderswo, denn in der Regel kommen die jungen Menschen auf Druck äußerer Umstände wie zum Beispiel Schule oder Elternhaus zu uns. Oft müssen wir uns dann erst einmal das Vertrauen in uns als Klinik und in die Sinnhaftigkeit der Behandlung erarbeiten“, ergänzte Michael Gerdemann.
Der Leiter des Pflege- und Erziehungsdienstes in der Don Bosco Klinik und auch die Sport- und Spezialtherapeutin Sabine Schmitz ergänzten im Gespräch mit WN-Moderator Stefan Werding auch ihre Blickwinkel auf das Vertrauen in der klinischen Behandlung.
„Eine größtmögliche Transparenz und Verlässlichkeit bei jeder unserer Handlungen, aber oft auch viel Geduld und Zeit sind zum Beispiel geeignete Instrumente, mit der wir das Vertrauen der Patient*innen gewinnen können“, erläuterte Gerdemann. Anders als Eltern könne man zugleich Abwehr, Desinteresse oder auch Rückschläge nicht persönlich nehmen. Wichtig sei es nur, mit seinen Angeboten immer dran zu bleiben.
„Kinder kommen in der Regel mit einem biologischen Urvertrauen auf die Welt. Wenn sie sich von den Eltern in ihren ureigenen Bedürfnissen wie Nahrung, Zuwendung und emotionale Wärme gehalten und getragen fühlen, wächst das Urvertrauen und es entsteht ein sicheres Bindungsmuster, das sie für spätere Herausforderungen wappnet“, skizzierte der Alexianer-Chefarzt. Dabei müsse auch nicht immer alles perfekt laufen, denn: „Wichtig ist es, Vertrauensbrüche schnell wieder zu reparieren“.
Bei vielen jungen Patient*innen gebe es oft krankheitsbedingte Hürden, welche den Vertrauensaufbau erschwerten: „Einen Menschen mit Depressionen mitsamt seinen eingefrorenen Emotionen zu therapeutischen Aktivitäten wie Klettern oder Schwimmen zu motivieren ist sehr viel schwieriger als bei Gesunden“. So werde auch bei allen Therapieangeboten stets genau hingeschaut, was steckt hinter dem Verhalten: „Hinter `null Bock` können sich zum Beispiel soziale Ängstlichkeit oder eben auch Freudlosigkeit aufgrund einer depressiven Grundstimmung verbergen“, betonte die Sporttherapeutin.
Einig waren sich die Expert*innen, dass die lange Coronazeit vor allem für die weniger stabilen Kinder und Jugendlichen auch im Hinblick auf das Vertrauen wie ein negativer Trigger wirkte: „Bei quasi drei Jahren Stillstand hat das Erlernen von sozialer Kompetenz und anderen Fundamenten einfach stark gelitten“, bemerkte Kirchhoff. Hingegen könne die neue Herausforderung, die künstlichen Intelligenz, aus seiner Sicht das menschliche Vertrauen nicht antasten, eher im Gegenteil: „Wir werden dadurch vielleicht lernen, das zwischenmenschliche Vertrauen noch mehr wertzuschätzen.“
Talk zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek