„Man ist nicht immer hilflos ausgeliefert“

AlexTalk Toxische Beziehungen
Auf große Resonanz stieß der Alex-Talk zum Thema „Toxische Beziehungen“, beim dem Prof. Dieter Seifert (Ärztlicher Direktor des Alexianer Krankenhauses) sowie Moderator und WN-Redakteur Stefan Werding einen Einblick in die Welt und das Zusammenleben von und mit Narzisst*innen gaben.

, Alexianer Münster GmbH

Große Resonanz beim Alex-Talk zum Thema „Toxische Beziehungen“ mit Prof. Dr. Dieter Seifert:

Wie entwickelt sich Narzissmus? Was kann man ihm entgegensetzen? Ab wann wird er krankhaft oder gar gefährlich für die Mitmenschen? Ist Narzissmus lediglich ein aktueller Modebegriff oder möglicherweise ein ernstzunehmendes Spiegelbild unserer Gesellschaft?

Auf große Resonanz mit vielen spannenden Fragen stieß der jüngste Alex-Talk zum Thema „Toxische Beziehungen und ihre Auswirkungen“, bei dem Prof. Dr. Dieter Seifert den vielen Zuschauern in der Waschküche und an den Bildschirmen zuhause als Experte Rede und Antwort stand.

„Fest steht, dass sich eine gesellschaftliche Entwicklung auch in der Ausgestaltung psychischer Erkrankungen widerspiegelt“, erklärte der Ärztliche Direktor des Alexianer Krankenhauses Münster.

„Wurden Selfies etwa noch vor einigen Jahren belächelt, so sind sie heute ein fester Bestandteil in den Sozialen Medien und für viele Menschen ganz selbstverständlich geworden. Im Zeitalter der Influencer und maximalen digitalen Transparenz können wir heute natürlich viel mehr unsere Persönlichkeit nach außen hin abbilden als zuvor, was narzisstisch veranlagten Persönlichkeiten wiederum als eine perfekte Bühne dient.“

Schon bei der Abgrenzung des Narzissmus zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen wie etwa histrionischen oder dissozialen Verhaltensauffälligkeiten sei eine klare Grenzziehung längst nicht in allen Fällen möglich. Noch deutlicher zeige sich die Problematik bei der Frage, ob diese Verhaltensauffälligkeiten bereits als krankhaft zu bezeichnen sind.

Handelt es sich quasi um Alltags- und Beziehungsprobleme oder lebt man mit einem gefährlichen Narzissten zusammen? Zur Feststellung der Diagnose könne grundsätzlich gesagt werden: „Die Abweichung vom Normalen besteht nicht in dem Merkmal, sondern in dessen Prägnanz. Die Übergänge seien oft fließend und die Ausprägungen überaus vielschichtig, aber:

„Ziehen sich die narzisstischen Züge mitsamt ihren Problemen durch alle Bereiche des täglichen Lebens, ist dies ein klares Signal für eine schon krankhafte Persönlichkeit“. Ebenso sei Gewalt ein klares Indiz für die letzte Stufe der Skala, nämlich der Form des gefährlichen Narzissmus. Gerade für die letztere Kategorie konnte Seifert immer wieder anschauliche Beispiele aus seiner langjährigen Gutachter-Tätigkeit geben, die auch die gefährliche Entwicklung narzisstischer Laufbahnen aufzeigten.

Bei der Frage zur Selbsthilfe gegen toxische Beziehungsmuster käme es natürlich in erster Linie auf die Beziehung an: Während man als Freund oder Freundin, Schwester oder Bruder relativ einfach die Distanz suchen könne, sei dies als Partner oder Partnerin schon weitaus schwieriger und im Angestelltenverhältnis oder gar als Kind in vielen Fällen nahezu unmöglich.

„Verschaffen Sie sich über das Einbeziehen von engen Vertrauten zunächst einen klaren und möglichst objektiven Eindruck über ihr Erleben“, riet Seifert. Das Setzen von klaren Grenzen, der Weg zur Paartherapie oder auch professionelle Hilfe zur eigenen Reflexion bis hin zum Entschluss der Trennung seien mögliche Wege des Umgangs mit schwierigen Persönlichkeiten.

Doch auch Narzisst*innen können sich verändern, bei komplettem Wegfall ihrer stets gesuchten Bestätigung allerdings auch in eine starke Selbstwertkrise bis hin zur Depression verfallen. 

Talk zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek