Auf zwei Säulen – unsere Schmerztherapie

Unsere umfassende Schmerztherapie steht auf zwei Säulen: Wir versorgen sowohl die Patienten, die in unserem Haus operiert werden, als auch diejenigen, die mit oft langjährigen chronischen Schmerzen von außerhalb kommen und bei uns Hilfe suchen. 

Das EVK Münster ist seit 2012 für die Qualität der Schmerztherapie in der gesamten Klinik durchgehend mit dem Zertifikat „Qualifizierte Schmerztherapie" ausgezeichnet.

Der Aufenthalt im Krankenhaus vor und nach Operationen ist für viele Menschen mit Ängsten und gemischten Gefühlen verbunden. Wird die Operation gut verlaufen, habe ich danach Schmerzen? Ihnen diese Ängste zu nehmen und Sie während Ihrer Zeit im Krankenhaus gut zu betreuen, ist Aufgabe aller Pflegekräfte, ÄrztInnen und TherapeutInnen.

Die Linderung akuter Schmerzen nach einer Operation trägt nicht nur zu Ihrem Wohlbefinden bei, sondern beschleunigt auch den Heilungsverlauf und beugt im Alter vorübergehender Verwirrtheit (Delir) vor. Deshalb werden für jeden Patienten schon vor der Operation im Gespräch mit dem/der Narkosearzt/-ärztin altersentsprechende individuelle Therapiekonzepte ausführlich besprochen.

Diese Therapiekonzepte beinhalten je nach Art der Operation

  • die örtliche Betäubung von Nerven im Operationsgebiet unter Ultraschallkontrolle vor der Narkose. Diese wirkt je nach Dosierung mehrere Stunden und unterdrückt den unmittelbaren Hauptschmerz nach Operationen
  • die Anlage von Schmerzkathetern unter Ultraschallkontrolle vor oder anstelle der Vollnarkose, um Schmerzmittel (Lokalanästhetika) über eine Pumpe für mehrere Tage zu verabreichen. Diese Pumpen können Sie im Rahmen programmierter Sicherheitsgrenzen sehr einfach selber bedienen, um zusätzliche Schmerzmitteldosen bei Bedarf abzurufen
  • die Anlage von Schmerzkathetern in Rückenmarksnähe bei größeren Bauch- oder Hüftoperationen (Periduralkatheter)
  • nicht medikamentöse Therapieverfahren, wie z.B. Wärme-/ Kälteauflagen, Lagerungen, Reizstromverfahren und Anleitungen zur sicheren Mobilisation, die in Absprache mit den KollegInnen der Physio- und Ergotherapie für Sie ausgesucht werden

 

Wie wird Schmerz gemessen? 


Mehrmals am Tag werden Sie von den Pflegekräften auf der Station nach der Operation zu Ihren momentanen Schmerzen befragt. Sie werden gebeten, auf einer Skala von 0 (= kein Schmerz) bis 10 (= stärkster vorstellbarer Schmerz), Ihre momentane Schmerzstärke einzuschätzen. Hierdurch wird kontrolliert, ob die angeordneten Medikamente für Sie ausreichend sind. Sollten Sie in der Zwischenzeit stärkere Schmerzen verspüren, melden Sie sich umgehend beim Pflegepersonal, und Sie erhalten rasch bereits verordnete zusätzliche Schmerzmedikamente, Ihre „Bedarfsmedikamente“, deren Wirkung dann genau kontrolliert wird. Der Schmerzdienst der Narkoseabteilung überprüft bei Patienten mit Schmerzpumpen zweimal am Tag die Wirkung der Therapie und passt die Dosierungen an. Patienten, welche mit chronischen Schmerzen und entsprechenden Medikamentenverordnungen ins Krankenhaus kommen, werden von uns, wenn gewünscht, ebenfalls im Rahmen von Konsilen mitbetreut. Unser Ziel ist eine individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Schmerzlinderung, so dass Sie rasch wieder in einen schmerzfreien Alltag zurückkehren können.

Im Rahmen einer stationären Behandlung bieten wir Patienten mit chronischen Schmerzen eine multimodale, d. h. mit unterschiedlichen therapeutischen Verfahren durchgeführte Behandlung durch ein interdisziplinäres Team. Ziel ist neben einer befriedigenden Schmerzlinderung die aktive Teilnahme am täglichen Leben. Hierbei können Sie auch im Alter von diesem Konzept profitieren, da wir eng mit den Experten unseres Hauses für Altersmedizin zusammenarbeiten.

Mehr Informationen zur stationären Behandlung chronischer Schmerzen

Schmerzen sind in unterschiedlichem Ausmaß sicher jedem von uns vertraut. Als Warnsignal des Körpers haben sie eine wichtige Schutzfunktion. Wenn diese jedoch wiederkehrend oder anhaltend über einen längeren Zeitraum auftreten und den Alltag, die Arbeitsfähigkeit und die Stimmung belasten, sprechen wir vom Übergang zum chronischen Schmerz. Dieser stellt ein eigenständiges Krankheitsbild dar und kann mit einzelnen Maßnahmen nur unzureichend behandelt werden.

Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit chronischen Schmerzen besonders von der Diagnostik und Behandlung eines multiprofessionellen Teams profitieren. Durch unterschiedliche therapeutische Verfahren (dies bedeutet multimodal) können die vielfältigen Ursachen und Verstärkungen chronischer Schmerzen wirksam beeinflusst werden. Dabei werden neben körperlichen Ursachen auch psychische und soziale Faktoren mit einbezogen.

Im Rahmen einer stationären multimodalen Therapie bietet die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie in diesen Fällen Hilfe und Begleitung. Sowohl in Einzeltherapien als auch in kleinen Gruppen werden Sie von den Therapeuten nach aufeinander abgestimmten und individuell erstellten Plänen behandelt.

Ziel der Behandlungen ist das Erlernen eines eigenständigen und aktiven Umgangs mit den Schmerzen, um neben einer angemessenen Schmerzlinderung die aktive Teilnahme am täglichen Leben wiederzuerlangen. Um die individuellen Bedürfnisse und Belastbarkeiten zu berücksichtigen, bilden wir Patientengruppen für das mittlere und höhere Lebensalter. Begleitende Erkrankungen werden bei Bedarf von unseren Kollegen der Inneren Medizin sowie Altersmedizin mit behandelt.

Wie können Sie mit uns Kontakt aufnehmen?

Weitere Informationen erhalten Sie über das Sekretariat der Abteilung für Anästhesie. Sie erreichen uns telefonisch  (0251 2706-256)  in der Zeit von 9.00 bis 15.00 Uhr oder per Mail (anaesthesie@alexianer-evk.de)
Nach Kontaktaufnahme durch Sie oder Ihren Hausarzt vereinbaren wir mit Ihnen einen ambulanten Vorstellungstermin.

Ambulante Erstuntersuchung

Zur optimalen Vorbereitung ist es wichtig, dass Sie uns Befunde/Berichte über die bisherige Behandlung Ihrer Schmerzerkrankung, Informationen über weitere Vorerkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf, Lungen- und neurologische Erkrankungen) sowie den aktuellen Medikamentenplan vorab per Fax, Mail oder Post zusenden.
Den Ihnen gemeinsam mit der Einladung zum ambulanten Termin zugesandten Schmerzfragebogen bringen Sie bitte vollständig ausgefüllt zum Vorstellungstermin mit. Nach ausführlicher Befunderhebung und Untersuchung besprechen wir mit Ihnen, ob eine stationäre Behandlung für Sie in Frage kommt bzw. geben Empfehlungen für alternative Behandlungsmöglichkeiten.

Wie lange dauert die Therapie?

In der Regel findet die Behandlung über einen Zeitraum von 16 bis 19 Tagen statt.

Wie wird behandelt?

Die einzelnen Therapiepläne beinhalten:

  • Aktivierende, altersangepasste Bewegungstherapie (Wahrnehmungsschulung, Kräftigung, Koordinationstraining, Funktions- u. Haltungsverbesserung, Gerätetraining, Nordic Walking)
  • Alltags- u. berufsbezogenes Training, Einübung von alltäglichen Bewegungen und Belastungen, Erprobung von Hilfsmitteln
  • Entspannungstraining (Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training)
  • Psychologische Schmerz- und Stressbewältigung in Einzelgesprächen, Erkennen und Veränderung negativer Einstellungen und Gefühle
  • Anregung von Kreativität und Erlebnisfähigkeit im Rahmen der Musiktherapie
  • Gruppentherapien in ruhiger, vertrauensvoller Atmosphäre mit der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch
  • Information über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten (Schmerzedukation) des Schmerzes
  • Kritische Überprüfung bisheriger Maßnahmen und medikamentöser Dosierungen und deren Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (durch unseren Apotheker)
  • Tägliche Visiten durch einen erfahrenen Schmerztherapeuten

Unser Behandlungsangebot der stationären multimodalen Schmerztherapie richtet sich an Patienten mit chronifizierten Schmerzerkrankungen (> 3 Monate Dauer), bei denen (verschiedenste) rein somatisch orientierte Behandlungsansätze nicht erfolgreich waren. Wenn Patienten in Ihrer Praxis trotz aller therapeutischen Bemühungen eine Zunahme der Schmerzen, zunehmenden Leistungsverlust sowie Rückzugstendenzen zeigen, kann eine multimodale Therapie hilfreich sein. Hierbei erfolgt eine inhaltlich eng aufeinander abgestimmte multidisziplinäre Behandlung. Im Rahmen gemeinsamer regelmäßiger Teambesprechungen wird ein Therapieziel und individuelles Programm für den einzelnen Patienten erarbeitet. Grundlage ist die Orientierung an den individuellen funktionellen Problemlagen bzw. Ressourcen der Patienten. Die Behandlung in unserer Abteilung dauert in der Regel 16-19 Tage.

Behandelbare Schmerzsyndrome:

  • Rücken- und Halswirbelsäulenschmerzen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen 
  • Fibromyalgie 
  • Nervenschmerzen 
  • Medikamentenentzug bei Fehlgebrauch 

Aufnahmekriterien zur stationären mutlimodale Schmerztherapie: 

  • die manifeste oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität und/oder der Arbeitsfähigkeit 
  • ausbleibender Erfolg einer bisherigen unimodalen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten Eingriffes oder einer medikamentösen Entzugsbehandlung 
  • bestehende Schmerzmittelabhängigkeit oder - fehlgebrauch 
  • schmerzunterhaltende psychische Erkrankung 
  • gravierende somatische Begleiterkrankungen 

Relative Ausschlusskriterien: 

  • nicht ausreichende sprachliche Fähigkeiten 
  • eine bestehende schwerwiegende Psychopathologie 
  • eine bestehende Suchtproblematik mit Ausnahme eines Schmerzmittelfehlgebrauchs

Schreiben Sie uns gerne eine .

Das Team der Schmerztherapie

CHEFÄRZTIN

Dr. med. Verena Lange

Fachärztin für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnungen Intensiv-​, Notfall-​ und Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie, DEGUM 1 „Ärztliches Qualitätsmanagement“, Antibiotic Stewardship-​Expertin

Oberarzt

Dr. med. Dietrich Brückner

Facharzt für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung: Spezielle Schmerztherapie, Spezielle anästhesiologische Intensivmedizin


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